Zivilisationsstufen und Bedürfnisse
Genau wie in den Vorgängern gibt es auch in Anno 1404 verschiedene Bevölkerungsgruppen, die im Laufe des Spiels ganz unterschiedliche Bedürfnisse entwickeln und auch sich ändernde Anforderungen an die städtische Infrastruktur stellen. Neben den bekannten Herausforderungen beim Ausbau der Stadt gibt es in Anno 1404 noch eine weitere Hürde zu bewältigen, denn der Orient, in dem ebenfalls eine Siedlung mit eigenen Bevölkerungsgruppen errichtet werden kann, hat Einzug in die Inselwelt gehalten. Kommt ihr den Wünschen eurer Einwohner nach und versorgt sie mit exklusiven Gütern, so steigert sich nicht nur deren Gemütszustand (sie sind bereit mehr Steuern zu zahlen), sondern sie steigen auch auf, sie entwickeln sich also.
Sowohl im Okzident wie auch im Orient. Doch dazu später mehr.
Insgesamt bietet Anno 1404 – auf zwei Kulturen verteilt – 7 Bevölkerungsgruppen.
Zivilisationsstufen im Okzident
Im Okzident, in dem jede Partie zwangsläufig startet, existieren 4 Zivilisationsstufen. Diese sind
die Bauern, die Bürger, die Patrizier und die Adligen.Hinzu kommen die Bettler, die zu jeder Phase des Aufbaus an den Toren eurer Siedlung um Einlass bitten können. Die Bedürfnisse der Bettler sind mit denen der Bauer, der niedrigsten Entwicklungsstufe, identisch. Doch was benötigen die Bauern?
Damit Bauern in eurer frisch angelegten Siedlung bleiben und sie nicht verlassen benötigen sie lediglich das Grundnahrungsmittel Fisch und den Dorfplatz als gemeinschaftlichen Bezugspunkt an dem das alltägliche Leben stattfindet. Bettler, die nach Erwerb einer Aufenthaltsgenehmigung unweigerlich auf der Straße hausen, können durch den Bau eines Armenhauses (dies ist erst ab Zivilisationsstufe 'Bürger' möglich!) glücklich gestimmt werden.
Doch was ist zu tun, damit die Bürgerlichen in ihren schicken Fachwerkhäusern eure stetig wachsende Siedlung zieren? Voraussetzung dafür ist zunächst einmal, dass eure Bauern in einer 'euphorischen' Stimmung sind. Doch dies reicht nicht. Zudem müssen alle weiteren Bedürfnisse genügend erfüllt sein. Bei den Bauern handelt es sich dabei um die Kategorien 'Getränke' (hierfür muss Most in den Mosthöfen produziert werden) und 'Glauben' (hierfür genügt der Bau einer Kapelle!).
Jetzt steht einem Aufstieg in die nächste Zivilisationsstufe nichts mehr im Wege. Einer bestimmten Anzahl von Wohnhäusern können nun diese sogenannten Aufstiegsrechte zugeteilt werden. Dies geschieht entweder automatisch oder manuell. Ist letzteres der Fall so erscheint über Häusern, die für den Aufstieg freigegeben sind, ein grüner Pfeil.
Wichtig: Einwohner können nur dann aufsteigen, wenn die volle Anzahl an Bewohnern in einem Wohnhaus erreicht ist!
Mit der zweiten Zivilisationsstufe siedeln sich Bürger in eurer Stadt an. Der erste wichtige Schritt Richtung Großstadt und wirtschaftlicher Unabhängigkeit ist getan. Die Bürger zahlen wie erwartet natürlich mehr Steuern, stellen im Gegenzug aber auch einige Forderungen mehr. Darunter fallen die Gewürze in der Kategorie 'Nahrungsmittel' (hierfür ist eine eigene orientalische Siedlung unabkömmlich, im Folgenden wird dies noch erklärt werden!), die Leinenkutten in der Kategorie 'Kleidung' sowie das Bedürfnis nach einem größeren Gotteshaus (Kirche in der Kategorie 'Glauben') und 'Vergnügen', das mit Hilfe eines Wirtshauses gestillt werden kann. Wer den Bürgern diese zusätzlichen Annehmlichkeiten bietet und soweit an der Steuerschraube dreht, dass die Bürger 'euphorische' Gemütszustände erreichen, wird belohnt werden: Denn jetzt entwickeln sich die Bürger zu Patriziern, die die nächst höhere Zivilisationsstufe in Anno 1404 verkörpern.
Wie schon die Bürger, so stellen auch die Patrizier in ihren prunkvollen Bauten aus Stein gehobene Ansprüche an den Stadtverwalter. Nahezu alle Kategorien wurden um weitere Bedürfnisse erweitert. Neben Fisch und Gewürzen dürstet es den vornehmen Patriziern nun auch nach ordentlichen Backwaren. Hierfür muss Brot produziert, welches das Endprodukt einer längeren Produktionskette ist. In der Kategorie 'Getränke' sieht es auch noch ziemlich bescheiden aus. Mit Most geben sich Patrizier doch schwerlich zufrieden. Was muss also her? Richtig. Bier! Als Zweig der Brotproduktion, bietet es sich besonders in der Anfangszeit an, beide Produktionsketten auf eine Insel auszulagern. Ebenso wenig, wie sich die Patrizier mit Most begnügen, so tragen sie die kratzigen Leinenkutten. Sie wünschen nun Lederwämser. Außerdem sollte nun der Besitz von Büchern sichergestellt werden (ein weiteres Produkt, das auf Erzeugnisse des Orients angewiesen ist!), damit die Patrizier gerne in eurer Stadt verweilen. Seid ihr all den Wünschen eurer Untertanen nachgekommen, so werden sie es euch danken. Die Patrizier werden, sobald ihr Bedürfnis nach Sicherheit mit dem Schuldturm befriedigt ist, in die nächste und letzte Zivilisationsstufe aufsteigen. Dann beherbergt eure Stadt endlich Adlige.
Wer meint sich jetzt auf seinen Lorbeeren ausruhen zu können, hat falsch gedacht. Jetzt geht es erst richtig los. Die mitunter sehr von sich eingenommenen Adligen (wer hätte es anders erwartet!?) stellen weitere Forderungen nach Gütern, die ihnen den Alltag in eurer Stadt weiter versüßen sollen. So verlangen sie nun in der Kategorie 'Nahrung' neben Fisch, Gewürzen und Brot noch nach Fleisch. Hierfür sind jede Menge Rinderfarmen mit Schlachthöfen nötig. Ein weiteres exklusives Bedürfnis, wonach es den Adligen gelüstet, ist Wein. Weinfelder, Fässer und eine Weinkelterei müssen nun also bereitgestellt werden. Doch damit ist es natürlich noch nicht genug. Um sich richtig in Schale werfen zu können, dürfen schicke Pelzmäntel selbstverständlich nicht fehlen. Das heißt für den 'Stadtverwalter' eine Menge zusätzlicher Arbeit, nicht zuletzt, da die Patrizier Kerzenhalter fordern und die Adligen kurze Zeit darauf nach Brillen verlangen. Die Produktionsbetriebe werden nicht mehr still stehen. Mit Büchern und diesen beiden Gütern, ist der Bedarf an Besitz voll gestillt. Habt ihr im Laufe des Spiels eine bereits große Anzahl an Adligen erreicht, so richten diese eine letzte Bitte an euch. Sie wünschen Brokatgewänder zu tragen. Genau wie für die Brillen- oder Kerzenhalterproduktion ist für die Herstellung von Brokatgewändern orientalisches Produktionsmaterial von Nöten. Ist diese letzte Herausforderung erst einmal bestanden, so werden keine Bevölkerungsgruppen mehr weitere Bedürfnisse entwickeln. Jetzt liegt es an euch, ob ihr mit einem großartigen Monument die Massen erfreut...
Zivilisationsstufen im Orient
Im Orient gibt es nur zwei Bevölkerungsstufen. Das sind die Nomaden und Gesandte. Das heißt jedoch nicht, dass die Warenkreisläufe weniger komplex oder die orientalischen Einwohner einfacher zufrieden zu stellen sind. In den südlichen Gefilden läuft einfach nur einiges anders ab, was ja gerade ein Teil des Spielkonzepts vom Treffen der Kulturen ausmacht. Vieles ist vertraut, doch es erwarten einen auch ganz neuartige Betriebe und Technologien.
Der Spieler beginnt wie im Okzident mit dem Errichten eines Marktplatzes. Im Orient ist dies der Basar. Um diesen herum werden nun die Nomaden in ihren Wohnhäusern angesiedelt. Die Nomaden bilden in Anno 1404 die erste der beiden Zivilisationsstufen des Orients. Genau wie die Bauern im Okzident stellen sie zunächst auch nur recht geringe Ansprüche an die Versorgung mit Gütern. Lediglich den Basar als zentrales Element zur Befriedigung des Bedürfnisses nach Gemeinschaft und Datteln als Grundnahrungsmittel werden gefordert. Die Datteln sind natürlich sehr einfach zu beschaffen (ähnlich wie die Fische im Okzident) und sollten immer in den Lagern der Markthäuser vorrätig sein. Somit minimiert man das Risiko, dass die Orientalischen Einwohner zu Beginn wütend durch die Siedlung ziehen und Gebäude in Brand stecken.
Doch auf lange Sicht sind Nomaden mit diesen beiden erfüllten Bedürfnissen nicht glücklich. Sie sind zwar zufrieden und lehnen sich nicht auf, doch von Anfang an stellen sie weitere Bedürfnisse, die jedoch nicht zwingend befriedigt werden müssen. Doch damit später einmal Gesandte eure Wohnhäuser beziehen, ist das die Erfüllung dieser Wünsche Pflicht. Eines dieser weiteren Güter ist die Ziegenmilch. Sie wird im entsprechenden Produktionsgebäude erwirtschaftet und dann der Bevölkerung zur Verfügung gestellt. Also eine weitere, relativ simple Produktion. Was im Orient, genau wie im Okzident, von großer Bedeutung ist, ist der Glaube. Nur wenn dieses fundamentale Bedürfnis befriedigt wird, werden eure Nomaden aufstiegsbereit sein. Zur Erfüllung eignet sich der Bau einer prächtigen Moschee natürlich bestens. Kaum ist der Bau abgeschlossen, werden die Nomaden glücklich gen Moschee strömen. Damit habt ihr einen weiteren Wunsch eurer Bevölkerung erfolgreich erfüllt.
Übrig bleibt – die nötige Bevölkerungsanzahl vorausgesetzt – die Forderung nach Besitz. Ist dieses Bedürfnis zu der Zufriedenheit der Nomaden gestillt, werden diese bereitwillig in die nächste Zivilisationsstufe wechseln. Doch diesmal ist es nicht ganz so einfach getan. Die Herstellung von Teppichen ist nämlich die erste anspruchsvollere Produktionskette des Orients. Damit der Teppichknüpfer in seiner Werkstatt, der Teppichknüpferei , ordentlich produzieren kann, benötigt er selbstverständlich die notwendigen Materialien. Diese sind Indigo (Farbstoff, gewonnen auf der Indigoplantage) und Seide (Grundstoff, produziert auf der Seidenplantage). Jetzt wo alle Bedürfnisse voll befriedigt werden, beginnen die Nomaden aufzusteigen.
Mit dem Einzug von Gesandten in eure orientalische Stadt entstehen ganz neue Bedürfnisse einerseits und gestiegene Anforderungen an die städtische Infrastruktur andererseits. Und zwar von Anfang an fordern die Gesandten des Sultans neue Güter, eine Ruhepause ist einem nicht gegönnt. Man muss diese Bedürfnisse nicht sofort befriedigen (siehe Nomaden), doch die sich leerenden Steuersäckel werden früher oder später zu dieser Maßnahme drängen. Also versucht man den Wünschen der Gesandten meist zügig zu entsprechen. Genau wie im Okzident werden die bestehenden Bedürfniskategorien um neue Waren, die eure Einwohner begehren, ergänzt. Zunächst verlangen sie nach dem wertvollen Produkt Kaffee. Dieser wird selbstverständlich im Orient kultiviert und weiterverarbeitet. Ist dieses kostbare Gut den Einwohnern der Orientinsel zur Verfügung gestellt, so sind sie bereit mehr Abgaben zu leisten. Uns, die Stadtverwalter, freut das natürlich.
Doch die Gesandten entwickeln natürlich noch weitere Bedürfnisse. So wünschen sie nach kurzer Zeit ein weiteres Besitztum. Hierbei handelt es sich um die Perlenketten. In den Riffs der südlichen Inseln werden die seltenen Perlen von den Perlentauchern an Land befördert und dort in mühseliger Handarbeit in den Perlenknüpfereien zusammengesetzt. Mit diesem wertvollen Erzeugnis geschmückt, werden sich eure Gesandten dann stolz auf dem Basar der Orientsiedlung zeigen. Doch wer sich einmal an den Luxus gewöhnt hat, fordert schnell mehr. So wie im Okzident die Adligen, so beanspruchen im Morgenland die Gesandten des Sultans ständig neue, exklusive Güter.
Was kommt nach dem Genuss eines morgendlichen Kaffees und dem Anlegen des kostbaren Perlenschmucks? Richtig, das passende Parfüm muss noch aufgetragen werden, um unter der sengenden Sonne nicht unangenehm aufzufallen. Doch das edle Duftwasser will auch erst einmal hergestellt werden. Dazu werden auf einer Insel mit günstiger Fruchtbarkeit Rosenplantagen und eine Duftmischerei benötigt. Dann steht der Produktion des Duftwassers nichts mehr im Wege. Was mit diesem Bedürfnis nach Duftwasser in der Kategorie Besitz einhergeht, ist der Wunsch eurer Bevölkerung nach einem Badehaus in der Kategorie Unterhaltung.
Gedeiht eure orientalische Stadt weiterhin und ziehen unaufhörlich weitere Gesandte hinzu, so steht im Orient nun bald die letzte und umfangreichste Produktionskette an. Und zwar verlangen die Gesandten nach leckeren Süßigkeiten. Marzipan lautet hier das Zauberwort. Die Produktion ist jedoch recht aufwendig. In der Zuckerbäckerei, die schließlich das begehrte Produkt bereitstellt, werden zur Herstellung Zucker (die Zuckerrohrplantage baut Zuckerrohr an, welches in der Zuckermühle (Flussbauplatz!) zu reinem Zucker weiter verarbeitet wird) und Mandeln (werden auf Mandelplantage gewonnen) gebraucht. Ist die Marzipannascherei erst einmal bei euren Gesandten angekommen, werden sie es euch mit einer hohen Zufriedenheit und guten Steuern danken. Jetzt sind alle Bedürfnisse gestillt. Herzlichen Glückwunsch!
Als besonders Highlight bieten wir euch mit diesem Artikel erstmals ein interaktives Element auf unserer Seite an.
Bei diesem Tool, das sich bei einem Klick auf den Button öffnen wird, handelt es sich um die – von uns liebevoll genannte – ‚Bedürfnis-App‘.
Dieses Tool ermöglicht euch ein bequemes Umschalten zwischen den verschiedenen Zivilisationsstufen und zeigt so auf einen Blick die verschiedenen Bedürfniskategorien und die Subbedürfnisse der einzelnen Bevölkerungsgruppen.